Montagnola/Calw. Das 15. internationale Hermann-Hesse-Kolloquium fand in Hesses Wahlheimat in Montagnola statt. Es war zum ersten Mal, dass diese traditionelle Tagung nicht von Calw, sondern von der Gemeinde Collina d’Oro als Mitglied der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft (Calw) in Zusammenarbeit mit der Universität der italienischen Schweiz in Lugano (USI) und der Fondazione Hermann Hesse Montagnola organisiert wurde. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Otto Lampe, der Präsident der internationalen Hermann Hesse Gesellschaft, Karl-Josef Kuschel, der Vize-Bürgermeister von Collina d’Oro, Giorgio Cattaneo, und Gemeinderat Avv. Francesco Hurle, begrüßten die Teilnehmer.
Das Programm behandelte für Jugendliche relevante Aspekte in Hesses Werk und thematisierte sein Verhältnis zu dieser Altersgruppe. Außerdem wurde diskutiert, inwieweit Jugendliche sich auch heute noch für sein Werk interessieren und welche spezifische Bedeutung er für diesen Leserkreis besitzt.
Sowohl renommierte Wissenschaftler aus dem italienischen und deutschen Sprachrau, darunter Henriette Herwig, Volker Michels und Flavia Arzeni kamen zu Wort, als auch Schüler des Kantonalen Gymnasiums Lugano 1 unter der Leitung von Fabio Pusterla.
Der Theaterkurs des Hermann Hesse-Gymnasiums (HHG) Calw und eine Gruppe junger Schauspieler aus Lugano (MAT-Movimento Artistico Ticinese) unter der Leitung von Antonio Ballerio sowie Max Zampetti begeisterten mit inszenierten und interpretierten Texten von Hermann Hesse. Die Tessiner Schauspielerin Stefania Mariani präsentierte einen interaktiven Spaziergang auf den Spuren von Hermann Hesse, der sich an Kinder und Jugendliche richtete. Eine musikalisch begleitete Lesung in italienischer und deutscher Sprache aus dem unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seinem Sohn Heiner erlaubte einen Einblick in die oft problematische Vater-Sohn-Beziehung.
Das Anliegen dieses Kolloquiums war es, sowohl Personen jeden Alters zur Teilnahme an den Veranstaltungen zu bewegen, als auch die Auseinandersetzung zwischen einem Fachpublikum und der lokalen Bevölkerung zu erlauben.
Spannend war diese Tagung insbesondere wegen der Kombination von wissenschaftlichen Betrachtungsweisen und der Einbindung von Jugendlichen, die offen und durchaus kritisch ihr Verständnis von Hermann Hesse unterhaltsam inszenierten.
Somit bot sich die Gelegenheit, nicht nur mehr über Hermann Hesse, sondern auch über das Denken und Fühlen der jungen Leute von heute zu erfahren. Im Frühjahr 2016 werden die Beiträge in gekürzter Form in einem Tagungsband erscheinen.