Vom 25. Mai bis 2. Juni besuchten 28 französische Schüler aus Montbrison im Rahmen des deutsch-französischen Austauschs der beiden Calwer Gymnasien mit dem Lycée Beauregard in Montbrison Calw. Während ihres achttägigen Aufenthalts in Deutschland lernten sie in ihren Gastfamilien sowie durch ein vielseitiges, kulturelle wie sportliche Aktivitäten umfassendes Programm Land und Leute kennen.
Die 15 und 16 Jahre alten Schüler, die in Frankreich die seconde (= 10. Klasse) eines lycée (= Gymnasium) besuchen, erfuhren, dass die Calwer Region kulturell einiges zu bieten hat: Neben einem Stadtspiel, das sie u. a. auf die Spuren Hermann Hesses, des berühmtesten Sohnes der Stadt, führte, besichtigten sie auch die Klöster in Hirsau, wobei sie lernten, dass es bereits im Hochmittelalter hier enge Verbindungen zum französischen Kulturraum - Hirsau orientierte sich in vielem am burgundischen Kloster Cluny - gab. Eine GPS-Tour, die moderne Form einer Schnitzeljagd, führte die Schüler in deutsch-französischen Gruppen nach Zavelstein, wobei sie bei strahlendem Sonnenschein die landschaftliche Schönheit des Nordschwarzwalds erleben konnten und zudem ihren Orientierungssinn unter Beweis stellen mussten. Dies fiel nicht allen gleichermaßen leicht: Die letzten Schüler kamen buchstäblich in allerletzter Minute an - und dies nach vorangegangenem wilden Telefonieren.
Natürlich schnupperten die französischen Schüler auch in unseren Schulalltag hinein: Manche wunderten sich darüber, dass Schüler im deutschen Unterricht auch hin und wieder mal aufstehen und im Klassenzimmer herumspazieren, andere berichteten, es sei spannend zu sehen, dass bei uns "junge" wie "alte" Schüler in ein und dieselbe Schule gehen - in Frankreich besuchen zwar alle Schüler das collège (= Mittelschule), das lycée wird jedoch nur von den älteren Schülern, die das Abitur (= baccalauréat) machen wollen, besucht.
Natürlich standen auch Ausflüge auf dem Programm, die uns in die weitere Umgebung von Calw führten, zumal dieser Austausch viele der Franzosen zum ersten Mal nach Deutschland führte: In Tübingen erlebten sie nach einem Stadtrundgang eine Stocherkahnfahrt auf dem Neckar und in Gutach tauchten sie bei der Besichtigung des Vogtsbauernhofs ins bäuerliche Leben vergangener Jahrhunderte ein, bevor sie sich bei der Sommerrodelbahn bei rasanter Abwärtsfahrt vergnügten.
Ein Highlight war sicherlich ein Backworkshop bei der Bäckerei Raisch in Oberriedt. Hier wurden die französischen Jugendlichen von Maximilian Raisch in die "hohe Kunst" des Brezelbackens eingeführt und die Schüler präsentierten nach getaner Arbeit stolz ihre selbst hergestellten Backwaren.
Als sich unsere französischen Freunde am Morgen des 2. Juni wieder in Richtung Heimat aufmachten, lag eine intensive Woche voller Begegnungen und Erlebnisse hinter ihnen und hinter uns, eine Woche, die uns gezeigt hat, dass der Kontakt zwischen unterschiedlichen Kulturen zwar mitunter anstrengend sein kann, aber für ein besseres Verständnis in einer immer enger zusammenwachsenden Welt unentbehrlich ist. Denn wir dürfen nie vergessen, dass der Frieden, den wir heute in Europa genießen dürfen, keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ständiger Anstrengung und permanenten Engagements bedarf.
Andreas Kuhn