„Gallien ist als Ganzes in drei Teile geteilt.“ So haben es die Latein-Schüler der 9. Klassen bei ihrer Cäsar-Lektüre im Unterricht gelernt. Dabei war für Cäsar klar: Linksrheinisch Gallien – rechtsrheinisch Germanien. Köln und Trier, die Ziele der Latein-Exkursion vom 26. bis 28. Mai 2014, liegen also nach dieser Definition eindeutig in Gallien (Diese Grenzziehung stellten bereits die Römer selbst in Frage, indem sie Köln, lateinisch „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ später zur Hauptstadt von Niedergermanien erhoben). Im „Rom des Nordens“ mussten die Schüler allerdings bald feststellen, dass sich die Reste aus der Römerzeit heute eine Etage tiefer befinden: Deshalb erkundeten sie u.A. die Fundamente des imposanten Prätoriums, von dem aus Niedergermanien einst regiert wurde, unter Tage; zu besichtigen gab es dort ebenfalls eine Wasserleitung aus der Antike.
Doch die Calwer Schüler erhielten auch Einblicke in andere Epochen der Stadtgeschichte. Dazu informierten Schüler-Experten ihre Kameraden über die mittelalterliche Kirche St. Maria im Kapitol sowie den Kölner Dom. Von Köln-Insidern lernten sie im Rahmen einer Stadtführung die Eigenheiten der Einheimischen kennen: So wissen jetzt alle, was man unter „Fringsen“, „Klüngeln“, „Driss“ oder „4711“ versteht. Beklemmend war der Besuch im sogenannten „EL-DE-Haus“, das in der Nazi-Zeit als Gestapo-Hauptquartier fungierte: Schon ein Blick in eine 5m²-Zelle im Kellergeschoss genügte, um sich auszumalen, wie es wohl ist, mit 15 oder gar 20 anderen wildfremden Menschen dort eingesperrt zu sein…
In Trier, lateinisch „Augusta Treverorum“, besuchten unsere Schüler am letzten Tag der Exkursion die historische Altstadt, in der sich Zeugen aus Antike und Mittelalter dicht nebeneinander drängen. Schüler-Experten hielten umfangreiche Referate über Kaiser Konstantin, seine Palastaula bzw. Basilika sowie den Trierer Dom. Den krönenden Abschluss bildete eine „Führung“ durch die Porta Martis (Marstor), die uns besser als Porta Nigra (Schwarzes Tor) bekannt ist. Danach waren sich unsere Schüler einig: Geschichte kann man auch lebendig vermitteln. Wenn „alte Steine“ nicht einfach schweigen sollen, muss man das vielleicht sogar…
Ingolf Barth