Die Schauspieler übertrafen sich gegenseitig mit hervorragenden Leistungen. Foto: HHG Foto: Schwarzwälder-BoteCalw. Wer dachte, es sei nicht möglich, eine Kriminalnovelle als Theaterstück zu inszenieren, konnte sich vom Gegenteil überzeugen. Unter der Regie von Gisela Schieß präsentierte die Oberstufentheater-AG des Hermann Hesse-Gymnasiums (HHG) E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ im Forum am Schießberg.

Dass dieses kaum mehr als solches identifizierbar war, ist den genialen Einfällen von Kunstlehrer Steffen Folter zu verdanken, der eine detailverliebte und variantenreiche Kulisse erschuf. Umbau und Technik wurden von Jenny Haug, Maren Röckle, Michael Baumann und Simeon Faiß bewältigt.

Die Schauspieler übertrafen sich gegenseitig mit hervorragenden Leistungen. Überragend: Lennart Kost, Meister der ausdrucksstarken Mimik und Gestik, in der Rolle des seelisch verstörten Goldschmieds René Cardillac, der die Liebe zwischen seinem Lehrling Olivier (Raoul Bumiller) und seiner Tochter Madelon (Lisa-Marie Weinhold) nicht billigt.

Mit unfassbarer Leichtigkeit wechselt Kost dabei zwischen verschiedensten Gefühlsausdrücken. Raffiniert wird die innere Zerrissenheit Cardillacs durch das sanftmütige Engelchen (mit Hingabe gespielt von Joy Bott) und das destruktive, vereinnahmende Teufelchen (variantenreich und stimmgewaltig verkörpert durch Rockröhre Alicja Mrocz­ka) veranschaulicht, die versuchen, den alten Goldschmied zum Guten zu überreden beziehungsweise zum Bösen zu verführen.

Als Olivier eines Tages das dunkle Geheimnis Cardillacs entdeckt, zwingt dieser ihn, zu schweigen. Doch schließlich wird Cardillac getötet und Olivier als dessen Mörder verhaftet. Sarah Schüle in der Hauptrolle des Fräuleins von Scuderi gelingt es stilvoll, elegant und mit beeindruckender phonetischer Leistung, die Wahrheit über Cardillacs Tod zu erfahren. An ihr liegt es, dem König (Jonas Stein) eine Begnadigung Oliviers abzuringen, ohne das dunkle Geheimnis Cardillacs verraten zu müssen. Dabei muss sie sich sowohl mit einem sehr extravaganten Kommissariat (mit der perfekten Mischung aus Genie und Wahnsinn: Alexia Fenchel, Jasmin Iwanek, Vanessa Raschke, Seline Winkelmann) auseinandersetzen, als auch mit einem Offizier (Nils Uhlenhaut), der ebenfalls ein dunkles Geheimnis zu wahren versucht.

Durch die ausdrucks- und nervenstarken Ärztinnen (Anita Lovasy, Selene Testa) sowie die sensationslüsterne, bunt gemischte Stadtbevölkerung (Annika Auch, Anna Greule, Marco Laich, Alika Novikova) werden Scuderi und Publikum bestens über den neuesten Klatsch und Tratsch informiert. Entgegen der Ratschläge ihrer Bediensteten (in beeindruckend ausdrucksstarken Charakterdarstellungen: Maira Galaz-Zahn und William Roberts) und ihrer besten Freundin, der Marquise de Maintenon (Patricia Beuter), findet die Scuderi ihren eigenen Weg, diesen verwickelten Fall zu lösen und Olivier vor dem sicheren Tod auf dem Schaffott zu bewahren.

Weiterer Höhepunkt: Neun abwechslungsreiche Lieder, die von Simon Rusch (ehemaliger Schüler des HHG) speziell für diese Aufführungen komponiert und von verschiedenen Schauspielern selbst auf hohem gesanglichen Niveau präsentiert wurden.

Bereits bei der Premiere hielt es das Publikum nach dem mitreißenden Schlusslied nicht mehr auf den Stühlen. Schulleiter Rüdiger Herrscher drückte seine Begeisterung in dem Kompliment aus, er habe phasenweise überlegt, ob das überhaupt noch ein Schultheater sei und nicht schon ein professionelles Ensemble. Da Stück und Lieder speziell für diese Aufführungen geschrieben wurden, bleiben sie nach der letzten Vorstellung nur eine schöne Erinnerung. Und dennoch ist gerade dies das Schöne am Theater: Die Einzigartigkeit

Information Cookies

Cookies sind kleine Textdateien unserer Webseite, die auf Ihrem Computer vom Browser gespeichert werden wenn sich dieser mit dem Internet verbindet. Cookies können verwendet werden, um Daten zu sammeln und zu speichern um Ihnen die Verwendung der Webseite angenehmer zu gestalten. Sie können von dieser oder anderen Seiten stammen.

Es gibt verschiedene Typen von Cookies:

Mit der Benutzung dieser Webseite haben wir Sie über Cookies informiert und um Ihr Einverständnis gebeten (Artikel 22, Gesetz 34/2002 der Information Society Services). Diese dienen dazu, den Service, den wir zur Verfügung stellen, zu verbessern. Wir verwenden Google Analytics, um anonyme statistische Informationen zu erfassen wie z.B. die Anzahl der Besucher. Cookies von Google Analytics unterliegen der Steuerung und den Datenschutz-Bestimmungen von Google Analytics. Auf Wunsch können Sie Cookies von Google Analytics deaktivieren.

Sie können Cookies auch generell abschalten, folgen Sie dazu den Informationen Ihres Browserherstellers.