Calw. Die Europäische Union ist nicht zuletzt wegen der Griechenland-Krise derzeit in aller Munde. Diese stand aber nicht im Mittelpunkt des Gesprächs, das Schüler des Hermann Hesse-Gymnasiums mit dem parlamentarischen Staatssekretär der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Hans-Joachim Fuchtel, führten. Vielmehr ging es um die politischen Probleme in der Ukraine, den EU-Beitritt der Türkei und die Bedeutung Europas.
Mit dem Musikstück „Freude schöner Götterfunken“ wurde der besondere Gast willkommen geheißen, der im Rahmen des EU-Projekttages den Weg ins Gymnasium gefunden hatte.
Zu Beginn erläuterte Schulleiter Rüdiger Herrscher, wie die Schule und Europa zusammenhängen, und dass es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sei, dass die Schüler in ihrer Schulzeit überall hinreisen können. „Jährlich gibt es zwischen unserer und den Schulen in Malestroit sowie Montbrison in Frankreich einen Schüleraustausch“, so Herrscher, der auch hinzufügte, dass man Kontakte zu zwei Schulen in Italien und einer in England pflegt. Wichtig sei es vor allem, dass schon bei der Jugend Europa zusammenwachse.
Staatssekretär Fuchtel bezog gleich die Schüler mit ein und fragte, auf wie viele Einwohner sie seinen Wahlkreis Calw/Freudenstadt einschätzen. 280 000 war die korrekte Antwort, die auch im Forum des Gymnasiums fiel.
Mit einer Präsentation verdeutlichte er, wie die Bedeutung Europas früher war und wie sie in Zukunft sein wird: „Bei der Gründung 1950 hat Europa 20 Prozent der Weltbevölkerung ausgemacht, Mitte des 20. Jahrhunderts werden es nur noch sieben sein.“ Er wies auch auf die Bedeutung der europäischen Außengrenzen hin. Fuchtel, der dem Vorstand der Organisation „Helfende Hände“ angehört, kam in diesem Zusammenhang auf das humanitäre Hilfsprojekt in Mauretanien zu sprechen. Mit Medikamenten, Ärzten, Müllsortierung und vielem anderen mehr werde diesem armen Land in Nordafrika geholfen, erklärte der Staatssekretär. Dass es in Europa schon so lange Frieden gibt, stellte er in den Vordergrund.
Schüler gestalteten das Restprogramm. Drei von ihnen präsentierten anhand eines Plakates Zitate zum EM-Boykott. Auf die Frage, ob Fuchtel als Politiker zur Fußball-Europameisterschaft in die Ukraine fahren würde, antwortete er: „Nein, wie die Bundeskanzlerin Angela Merkel würde auch ich dieses Sportereignis unter diesen Bedingungen nicht besuchen. Dieses Land hat noch große Schwierigkeiten Demokratie umzusetzen.“
Drei weitere Schüler zeigten unter den Aspekten Umwelt, Gesundheit, Reisen, Politik, Wirtschaft sowie Bildung und Arbeit auf, wie sie Europa im Alltag erleben. Bevor es zu einem abschließenden Interview kam, starteten die Zehntklässler in einem Halbkreis um Hans-Joachim Fuchtel herum eine Debatte mit Pro- und Kontra Argumenten über den EU-Beitritt der Türkei. Für den Politiker ist die Türkei aber noch nicht so weit.
Von Giuseppe Schillaci