aus dem Schwarzwälder Boten (online) vom 26.07.2019

"Schule als Staat" ist in vielen Teilen des Landes bekannt. Jetzt auch in Calw, denn das Hermann-Hesse-Gymnasium rief für drei Tage den Staat Herrmanistan aus – von Gericht über Polizei bis hin zu Politikern und Wirtschaftsunternehmen gab es alles.
"Herrmanistan". So heißt der neu gegründete Staat im Calwer Stadtgebiet. Das Auswärtige Amt gibt für den jungen Staat keine Reisewarnung heraus. Der Schreiber dieser Zeilen macht sich also ruhigen Gewissens auf den Weg ins Hermann-Hesse-Gymnasium (HHG), um den neuen Staat zu inspizieren.
Offene Grenzen. Am Eingang die erste Überraschung: Offene Grenzen, keine Schlagbäume, keine Passkontrolle. Das verwundert auch Schulleiter Markus Köcher, der schnurstracks in Richtung Bank läuft, um Euros in Talente umzutauschen. So heißt nämlich die fiktive Währung des Staates. Der Wechselkurs ist erstaunlich gut: Für einen Euro bekommt man zehn Talente.

"Das Projekt hat am Dienstag angefangen und geht bis Donnerstag", erklärt Köcher den Rahmen.
Es ist im Übrigen das erste Mal, dass das HHG einen Staat ausruft. Bei der Staatsform ließ man sich nicht auf Experimente ein – schrieb die Verfassung in enger Anlehnung an das Vorbild Bundesrepublik Deutschland.
Das bekommt dann auch der Justizminister persönlich zu spüren. Der ist am HHG eigentlich Lehrer und verantwortlich für die Organisation des Schulstaatprojekts.
Doch kaum im Interview, wird Stefan Kopp von der Polizei ins Gericht gebeten zur Zeugenaussage. Das ist schnell erledigt. "Vor zwei Monaten haben wir Wahlen abgehalten, alle Schüler und Lehrer durften wählen. Zudem haben wir einen Präsidenten, der lediglich Repräsentationsfunktion hat", verdeutlicht Kopp. Der Präsident konnte während der dreitägigen Staatsphase auch einige "Auslandsgäste" empfangen: Mitglieder des Gemeinderats oder Bürgermeister Ralf Eggert beispielsweise.
Doch davon ist in den Gängen nicht viel zu merken. Überall wuseln die Schüler hin und her, beschlagnahmen als Polizisten Fahrräder, verkaufen Hotdogs oder betreiben Karaoke-Bars. Auch eine eigene Zeitung gibt es zu kaufen – die Redaktion hat ihren Sitz in der Bibliothek der Schule.
Täglich wird eine neue Zeitung mit aktuellen Themen rund um den Staat herausgebracht. Doch auch andere Betätigungsfelder werden beackert: Draußen auf dem Schulhof gibt es einen Waffelstand und eine Fahrradwaschanlage.
Mehrere Cafés, Spielhallen oder Bars und Diskotheken lassen den Spaß auch nicht zu kurz kommen. Doch bei dem ganzen Projekt, das ein Jahr Vorbereitungszeit in Anspruch nahm, steht vornehmlich das Lernen im Vordergrund. "Man diskutiert dabei ja über Gesetze, Unternehmensführung, Planung. Die Schüler lernen so was über Politik und Demokratie", ist sich Kopp sicher. Kopp organisierte den Staat freilich nicht im Alleingang – neben 25 Schülern wirkte auch noch Lehrerkollege Benjamin Gaffel mit. Am Donnerstag war der Staat dann schon wieder Geschichte – nach drei Tagen hatten Schüler wie Lehrer einiges gelernt bei der Premiere des ersten Schulstaats. (Text/Fotos: Sebastian Buck/Schwarzwälder Bote).

 

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